Hannoveraner Piñata beim Bundesligahöhepunkt

Spielsaal
Bildunterschrift Hauptbild
Der Spielsaal im Bürgerhaus war geräumig und bot Platz für Zuschauer und Spieler. In der Mitte bewies der Gastgeber seine Überlegenheit, hinten kann man unseren Mannschaftskampf noch gerade so mit Adleraugen erspähen.

Unser Autor David Höffer (mit kurzen Einschüben von mir) berichtet vom Ligahighlight:

Der unumstrittene Saison-Höhepunkt stand Ende Februar in Viernheim auf dem Programm: Bei der zentralen Bundesliga-Runde in Viernheim (mit beeindruckenden 6 Partnerstädten - nur eine weniger als Hannover - passend international ausgerichtet) über drei Tage, durch die Teilnahme des Publikumsmagneten Nakamura sogar in den Mainstream-Medien ein Thema, war es kein Problem, Spielwillige zu finden, so dass wir mit 10 Spielern plus Präsident in Viernheim antraten. Im Vorfeld war es eine durchaus anspruchsvolle Aufgabe, eine Aussetzreihenfolge zu finden, die den äußeren Gegebenheiten (Stefan und ich konnten am Freitag nicht spielen) und der Farbverteilung gerecht werden konnte. Nachdem sich die flugs erfundene Torben’sche Regel als zu einfach für die mannigfaltigen Wünsche erwies und ChatGPT auf ganzer Linie scheiterte, fanden wir letztlich aber doch eine Lösung, auch wenn Jan in den sauren Apfel beißen und zweimal Schwarz nehmen musste, während mir eine weitere Erprobung meines Schwarz-Repertoires unter Wettkampfbedingungen verwehrt blieb. 

Die vor Schach flirrende Atmosphäre vor Ort, die vielen Zuschauer und die unglaublich vielen Spitzenspieler, denen man an allen Ecken begegnet, waren für uns alle eine besondere Erfahrung, doch natürlich wollten wir auch sportlich mitmischen: Dresden, Kiel und der HSK würden im Abstiegskampf zwar starke Besetzungen auffahren, aber vielleicht könnte sich ja Nervosität bei den Gegnern breitmachen oder zumindest das ein oder andere positive Einzelresultat erzielt werden. Da es letztlich in keinem unserer Kämpfe wirkliche Spannung um Mannschaftspunkte gab, wird dieser Bericht schachlich nach den Wochenenden der einzelnen Spieler sortiert und die ein oder andere Partie nicht näher analysiert, 24 Partien will wohl wirklich niemand detailliert anschauen (und wer möchte, kann die Partien ja auch alle online sehen). Angesichts der vielen Bretter, die es zu beobachten gab, konnte man schon vor Ort leicht den Überblick verlieren, wovon auch einer der Schiedsrichter nicht verschont blieb: In der Annahme, einen Viernheimer Organisationshelfer vor sich zu haben, bat er Weltklasse-Großmeister Shakhriyar Mamedyarov (hier auch tatsächlich nur an Brett VIER, wo er gegen Baden-Baden auf MVL (!) traf) darum, doch eben einen Mülleimer zu besorgen. Wir vermuten, dass Mamedyarov die auf Deutsch geäußerte Bitte nicht verstand…

 

Kirche
Ein unerwarteter Anblick beim Erkunden der Viernheimer Innenstadt. Die Tür war uns leider verschlossen und keine höhere Gewalt rettete uns.

 

Überragend war aus meiner Sicht an diesem Wochenende die soziale Komponente innerhalb unserer Mannschaft: Beim ausgiebigen Frühstück am Samstag, den Wegen zum Spielort und zurück und einem Abendessen am Samstag hatten wir viel Zeit, über schachliche und nicht-schachliche Dinge zu sprechen. Für die schachliche Super-Leistung dieses Wochenendes aus Hannoveraner Sicht zeichnete hingegen unsere Zweite verantwortlich, die sicher das Match gegen die SF Berlin noch kommentieren wird. Unsere Leistungen bewegten sich eher im Bereich des Erwartbaren mit einigen verpassten Chancen auf etwas mehr zählbare Erfolge.

Den Italiener, welchen Teile unserer Mannschaft trotz später Stunde noch am Freitag davon überzeugen konnten, uns Pizza zu machen, konnten wir damit aber durchaus noch beeindrucken. Besonders unwahrscheinlich: er kam aus Sizilien und sogar aus der Nähe des Ortes, wo zwei aus unserem Team bereits sizilianische Liga gespielt hatten.

 

Piñata
Was man nicht alles auf einer Anreise entdecken kann...

Eine andere Region sprach Torben mit seinem diesmaligen Bonmot an. Das obige Bild verknüpfte er mit der Frage "Wie lief das Wochenende?" und antwortete etwas pessimistisch, aber auch nicht völlig falsch mit "Ich fühlte mich wie eine Piñata auf einem Kindergeburtstag". Nicht nur du, Torben... In der Bundesliga will es natürlich jeder von uns wissen und der übliche Ablauf besteht daraus, dass auf uns eingeprügelt wird und Punkte für die Gegner herauskommen. Aber hier ist dabei sein alles und der Weg das Ziel, deswegen sollte sich die Stimmung auch nicht ruinieren lassen. Zudem gibt es immer wieder die aufmunternden Einzelergebnisse.
Genug der Vorrede, lassen wir diesmal Diagramme herauspurzeln!
 

Mannschaftskampf HSK - HSK
HSK gegen HSK - die den notwendigen Ernst vermissen ließen (Sipke Ernst pausierte etwas unerwartet gegen uns)

 

In erneuter Abwesenheit von Ilja verwaltete Jakob in allen drei Runden unser Spitzenbrett und tat dies äußerst stark: Ein Weißremis gegen Nisipeanu, ein Schwarzremis gegen Cheparinov und nur in der letzten Runde eine Niederlage gegen den noch höher anzusiedelnden Nihal Sarin – beeindruckend! Vor allem, wenn man bei näherer Betrachtung feststellt, dass da ausschließlich mehr drin gewesen wäre.

 

Jakob 1
Mit wenig Zeit entschied sich Jakob hier für das sichere 32.Ld6, während mit 32.Le5 in sehr komplexer Stellung um drei Resultate zu spielen war (Stockfish bestätigt zwar Jakobs positives Gefühl, aber keineswegs wäre es einfach gewesen).
Jakob 2/3
Links: Jakob nutzte hier die Chance, mit 19…e5 den Charakter der Stellung zu verändern. Nach Tausch der schwarzfeldrigen Läufer und der Damen wurde es bald Remis.
Rechts: Fast hätte Jakob noch ein drittes und besonders beeindruckendes Remis hinzugefügt, doch nach 58 starken Zügen war hier 59.Tc5? leider ein entscheidender Fehler, nach dem Schwarz mittels …Kd3! entscheidend eindrang. Stattdessen halten wohl Ke1 oder Ta7/a8. Turmendspiele sind ohnehin hart, aber gegen 2700-Spieler brutal. 

 

Anthony freute sich dank Schweizer Wohnsitz über den südlichen Austragungsort und präsentierte sich ähnlich souverän wie Jakob: Ein Schwarzremis gegen 2650er Mateusz Bartel mit der sogar etwas angenehmeren Stellung über weite Strecken und ein Weißremis gegen Jonas Bjerre, der am Vortag den Kielern sehenswert einen Punkt gegen den HSK gerettet hatte. Dass Anthony am Sonntag aussetzte, war wie gesagt im Voraus geplant, doch es wirkte damit ein wenig so, als ob wir immer unseren erfolgreichsten Spieler auf die Bank setzen würden, denn…

 

Anthony
Links: Der allgemeine Tenor überschätzte hier die Stärke des Läufers. Anthony zog es mit dem König in der Partie zum Damenflügel, aber erreichte damit war nicht mehr als Remis. Stattdessen hätte 24...Kf6 mit einer möglichen Infiltration am Königsflügel Weiß vor ernstliche Probleme gestellt
Rechts: Ein professionelles Remis, nach 21 Zügen ist das Brett schon weitgehend leer und nichts los. Für Kiel mit Schwarz ok, für Anthony mit Weiß auch.

 

…Dennes setzte am Samstag aus, nachdem er am Freitag gegen den früheren Anand-Sekundanten Grzegorz Gajewski den einzigen Sieg für uns an diesem Wochenende erzielt hatte. Von bisher nur 5 Partiegewinnen in dieser Saison hat Dennes damit 2 geholt, was ihm an diesem Abend mit 4/7 sehr gute Chancen auf eine GM-Norm gab. Leider setzte es am Sonntag eine Niederlage gegen den vom gerade beendeten Mitropa-Cup für das Match gegen uns (oder vielleicht eher Dresden…) noch angereisten Nationalspieler Rasmus Svane. Damit steht Dennes bei 4/8 gegen einen Eloschnitt von 2583, was zur Folge hat, dass für eine Norm aus 9 Partien ein Sieg beim nächsten Einsatz her müsste – man kann die Norm aber ja auch über mehr als 9 Partien holen.

Der Sieger hat seine Gewinnpartie selbst kommentiert:

[Event "BL 2324 USV TU Dresden - HSK Lister Turm"] [Site "?"] [Date "2024.02.23"] [Round "9.3"] [White "Abel, Dennes"] [Black "Gajewski, Grzegorz"] [Result "1-0"] [ECO "A17"] [WhiteElo "2422"] [BlackElo "2555"] [Annotator "IM Dennes Abel"] [PlyCount "131"] [EventDate "2024.??.??"] 1. Nf3 d5 2. e3 Nf6 3. c4 e6 4. Nc3 Bd6 5. b3 O-O 6. Bb2 Nc6 7. a3 {[#]} d4 $5 {Ein interessantes Bauernopfer des ehemaligen Anand-Sekundanten, welches er am selben Wochenende nicht einmal 48 Stunden später überzeugend wiederholte.} 8. Nxd4 (8. exd4 e5 9. d5 Nd4 $44) 8... Nxd4 9. exd4 c6 $5 {Schnell gespielt und klar, dass dies mit Hilfe des Computers vorbereitet wurde, denn menschlich ist dieser Ansatz nicht. Erst bei näherem Hinsehen erschließt sich auch für den menschlichen Gegner die Idee am Brett: Schwarz unterbindet das Vorbeiziehen des d-Bauern und wird erst im nächsten Zug e6-e5 folgen lassen.} (9... e5 10. d5 c6 11. dxc6 bxc6 {Erschien mir auch während der Partie nicht genug Kompensation. Umso mehr fragte ich mich, was die Idee des schwarzen Konzepts war. Nach 11. ... c7-c6 wurde es einem dann immer mehr deutlich.}) 10. Qc2 (10. Be2 e5 11. dxe5 Bxe5 12. O-O Bf5 $36 { [%cal Gd8d6,Gf8e8,Ga8d8] Schwarz hat sehr einfaches Spiel und praktisch bereits die Überhand.}) 10... e5 11. dxe5 Bxe5 12. f3 $5 {[%csl Rc8,Gf3,Rf6, Gg4][%cal Gf3e4,Gf3g4] Soll insbesondere die schwarze Hauptidee Nf6-g4 verhindern. Nun muss auch Schwarz am Brett konkrete Probleme lösen.} (12. O-O-O Ng4 13. Re1 $5 {Für einen Menschen kaum abschätzbar, für den Rechner hingegen schon. Er gibt 0.00.} Nxf2 14. Rxe5 Nxh1 15. Ne4 $44) 12... g6 { Nicht ohne Risiko, sind doch sowohl der Bauer auf g6, als auch der Läufer auf f5 bei heterogenen Rochaden ein potentielles Angriffsziel. Anderseits muss Schwarz aktiv vorgehen, um Kompensation nachzuweisen.} 13. O-O-O Bf5 14. d3 h5 15. Ne4 {Die Stellung dürfte ungefähr ausgeglichen sein, wobei es sich während der Partie leichter anfühlte für Weiß sinnvolle Züge zu finden. Aber Schwarz steht aktiv und verteidigt sich kreativ.} Re8 16. Bxe5 (16. Be2 $5 ) 16... Rxe5 17. Qc3 Re6 18. Nxf6+ $6 {Gibt Schwarz zu leichtes Spiel. Besser war es den Springer auf e4 zu halten.} (18. Ng3 Re3 19. Nxf5 gxf5 $44 {[%csl Rf1] Und Schwarz erhält zu starke Kompensation auf den schwarzen Feldern. Die Bauernschwächen fallen dabei nicht wirklich ins Gewicht.}) 18... Rxf6 19. d4 Rd6 {[%cal Gd8g5,Gd8f6,Ga8d8,Gd8e8]} 20. Kb2 Qg5 $1 {[%csl Rg2][%cal Gg5g2, Ga8d8] Mit abnehmender Zeit eine wahrlich uangenehme Stellung für Weiß. Die Stellung spielt sich mittlerweile leichter für Schwarz.} 21. g3 $6 (21. c5 Re6 $13) 21... Re8 $1 22. f4 Qd8 $15 {Weiß hat es nicht geschafft sich aus dem Würgegriff zu lösen und sich zu entwickeln.} 23. c5 $6 {Objektiv schlecht, aber was sonst!?} Rde6 24. Bc4 Re3 25. Qb4 b5 $1 {Das war noch vorherzusehen... } 26. cxb6 axb6 27. a4 c5 $4 {[%csl Ga4,Gb3,Gc4] Dass dies hingegen vorne und hinten nicht klappt, lässt sich auch ohne Rechner schnell erahnen.} ({... dass die folgende Variante aber bereits derart gut für Schwarz ist, war während der Partie nicht klar abzuschätzen, allenfalls zu befürchten.} 27... b5 $1 28. axb5 cxb5 29. Qxb5 Be6 $3 $19) 28. dxc5 Qf6+ 29. Ka3 bxc5 (29... Re2 30. Bxe2 Rxe2 31. Qd4 $18) 30. Qxc5 $18 {Weiß sollte technisch auf Gewinn stehen, seine Figuren stehen einigermaßen aktiv und die 2 Mehrbauern ermöglichen eine Vielzahl von Gegenopfern, was die schwarzen Möglichkeiten erheblich einschränkt.} Bc2 $6 31. Rd6 Qg7 32. Rc1 (32. Bxf7+ {War während der Partie mit knapper Zeit nicht ganz ersichtlich, ob die Variante nicht ein Loch hat.} Qxf7 33. Qxc2 Rb8 34. Rd3 Qe7+ 35. Ka2 Re2 36. Rd2 $18) 32... Bf5 33. Rcd1 Kh7 34. Qd4 Qf8 35. Kb2 R8e4 $1 {Eine gute praktische Entscheidung, die Weiß zwingt das Qualitätsopfer genau abzuschätzen.} 36. Qf6 Rxc4 $1 37. bxc4 Re2+ {Und auf einmal muss Weiß wieder sehr viele Entscheidungen treffen.} 38. Kc3 (38. Ka3 $1 {Aber wer spielt das schon bei wenig Zeit auf der Uhr?}) 38... Rc2+ (38... Qb8 39. Rb6 Qc7 {Und Schwarz kann noch viele Fragen stellen, zumal Weiß noch den 40.Zug finden muss!}) 39. Kb3 Qb8+ 40. Rb6 Qc7 {Der 40. Zug ist geschafft und es ist klar, dass die weiße Stellung gewonnen sein muss. Aber leider habe ich keinen einfachen Gewinn erblicken können. Mein Gegner schafft es immer wieder praktische Probleme zu stellen, sehr stark!} 41. Rb4 ( 41. Rd4 {War meine erste Idee und ich dachte zunächst, Schwarz befände sich im Zugzwang. Genau das, was man nach einer stressigen Zeitnotschlacht an sich haben will im 41. Zug. Allerdings fiel mir dann auf, dass der letzte weiße Zug genau eine Möglichkeit wieder eröffnet, nämlich für Schwarz den Turm auf die Grundreihe zu ziehen und dadruch neue Drohungen aufzustellen. Frustrierend...} Rc1 $1 42. Rb5 $1 {Einziger Zug} Qa7 43. Rxf5 $1 gxf5 44. Qxf5+ Kg7 45. Qg5+ Kh7 46. Qxh5+ Kg7 47. Qe5+ Kh7 {Selbst solche Stellungen sind am Brett nicht ganz einfach final abzuschätzen mit offenem König.} 48. Rd5 $18) 41... Qa7 42. Qd4 Qa8 43. Qd5 Qh8 $5 {Sehr interessant, zwingt er doch Weiß mit einem klaren Konzept aufzuwarten.} 44. Qe5 Qc8 45. Rd5 {[%cal Ge5d4,Gd5d8,Gd4h8]} Rc1 46. Kb2 $6 {Mangels klarer Route schon fast aus Verzweiflung gespielt.} Rxc4 47. Rxc4 {Eine praktische Entscheidung mit knapper Zeit. Immerhin sind nun die Mattideen wesentlich eingeschränkter und auch nur mit Inkrement lässt sich die Stellung wesentlich leichter spielen.} ( 47. Rb8 {Eine schwieirige Entscheidung, von der ich letztlich Abstand genommen habe. Klar ist, wenn diese Variante funktioniert, dann steht Weiß sofort auf Gewinn. Aber ich konnte folgende Variante nicht final abschätzen und am Ende brauchte ich auch genug Zeit für die alternative Partiefortführung.} Rc2+ 48. Ka3 Rc3+ 49. Kb4 Qc4+ (49... Rc4+ 50. Ka5 {Und Schwarz müsste ins hoffnungslos verlorene Endspiel übergehen}) 50. Ka5 Bc8 $1 {Und hier brach ich ab, da kein klarer Gewinn in Aussicht war. Weiß muss in der Tat genau spielen.} 51. Qd6 $1 $18) 47... Qxc4 48. Qd4 $1 {[%csl Gd4][%cal Gd4h8,Gd4d8, Gd4a4]} Qc2+ 49. Ka3 Be6 50. Qd2 $1 Qb1 51. Rb5 Qa1+ 52. Kb4 Qb1+ 53. Ka5 $6 { Eine Ungenauigkeit, die es zu korrigieren galt.} Qg1 54. Kb4 Qb1+ 55. Kc5 $1 { [%cal Ga4a5,Ga5a6,Gc5d6,Gd6e7]} Qg1+ 56. Qd4 Qc1+ 57. Kb6 Qc8 58. Rc5 $4 { Da ist der Fehler, der zumindest einen halben Punkt hätte kosten müssen.} ( 58. Qd6 $1) 58... Qb8+ 59. Ka5 Qa7+ 60. Kb4 Qb6+ 61. Kc3 Qb3+ 62. Kd2 Bg4 $2 { Erlaubt eine Umgruppierung.} (62... Bf5 $1 {[%csl Gf7][%cal Gf5b1,Gb3f7] Und Weiß müsste wieder beweisen, wie er überhaupt noch gewinnen will.}) 63. Rc2 $1 Bf5 64. Rb2 Qa3 $2 (64... Qf3 $1 {Hätte mehr Widerstand geleistet, wobei die Stellung mittlerweile auch leichter für Weiß zu spielen sein dürfte.}) 65. Rb8 $1 Qa2+ 66. Ke3 1-0
©️ für den PGN Viewer Chessbase GmbH

Für Stefan hängen die Trauben nach dem starken Schwarzremis gegen Efimenko zum Saisonauftakt hoch, muss er doch immer wieder an einem der vorderen Bretter antreten. Diesmal erwischte es ihn gegen die 2600er Daniil Yuffa und Luke Leon Mendonca, sein Eloschnitt ist sogar höher als der von Dennes, nämlich 2600. 

 

Stefan
Links: Stefan machte gegen Kiel 38 Züge lang alles richtig und stellte dann mit 39…Sc6 den a6 ein, weil der Springer wegen des Td6 leider nicht auf d4 nehmen kann.
Rechts: Mit 24.cxb4 kann Weiß kämpfen, nach 24.Ta1? hingegen bereitete Mendonca mittels …b3! 25.Td2 Tba7 26.Tb1 Sdb6 alles dafür vor, im nächsten Zug auf c3 zu opfern und die Bauern rollen zu lassen.

 

Markus war einer von vier Spielern, die dreimal zum Einsatz kamen. Freitag und Sonntag, jeweils mit Schwarz, spielte er mutig zweischneidige Partien gegen Roven Vogel und Robert Kempinski, hatte aber nie Vorteil und am Ende behielt wie so oft der stärkere Spieler länger den Überblick in komplizierten Stellungen. Am Samstag aber glückte Markus sein erstes Remis der Saison (einen Sieg hat er ja schon) in einer unaufgeregten Partie gegen Pawel Teclaf. 

Markus 1
Oftmals wird der Mutige belohnt, nicht so hier. Kurz vor der Zeitkontrolle entschied sich Markus nach längerem Nachdenken für ...Td4, anstatt mit ...Dd4 auf den Damentausch zu spielen. Leider die falsche Entscheidung...
Markus
Links: Markus‘ Springer gingen wie üblich nach vorne, doch nach 15.e4 Sxb5 16.Lxb5 c5 verflachte diese Partie schnell zu einem erfreulichen Remis.
Rechts: In reichhaltiger Stellung mit beiderseitigen Chancen war 25…Dxa2 hier zu riskant, danach ist es nicht verloren, aber doch sehr schwierig zu spielen. Am besten war wohl …Sg6 mit Deckung des c7.

 

Auch Torben trat dreimal an und musste leider drei Niederlagen gegen Maximilian Neef, Szymon Gumularz und Gabor Papp quittieren. Vermutlich spielte er einfach zu weit hinten, denn an den bisherigen Wochenenden holte er an Brett 3 und 4 jeweils 0,5/2, diesmal zog Brett 5 seinen Eloschnitt auf immer noch beeindruckende 2577 herunter. Zumindest dürfte der stets gut vorbereitete Torben angesichts der Breite von Gumularz‘ Eröffnungsrepertoire nach diesem Wochenende noch einmal einen universellen Überblick über die Schacheröffnungen erhalten haben. 

 

Torben 1
Manchmal gibt es diese eine Stellung, die einem nicht mehr aus dem Kopf geht. Hier hatte sich der weiße Springer verlaufen und nach 16...Sfxd5 kann Weiß sich winden, wie er will: der Sa7 wird fallen und Schwarz mit Mehrmaterial übrig bleiben. Stattdessen folgte schnell 16...b5 und der Großmeister zog noch einmal den Kopf aus der Schlinge.
Torben 2
Links: Mit wenig Zeit tauschte Torben hier nicht die Damen (wonach er den a-Bauern wohl passiv verteidigen kann, was aber nicht attraktiv wirkt), sondern opferte mittels Db4 Tca7 Txc4!? eine Qualität, was zu mehr Aktivität führt, aber nicht reichte.
Rechts: Ob die abendliche Kommunikation mit dem Hotel-Roboter Jeeves dazu führte, dass Torben am Sonntag im Alpha-Zero-Style 20.Dh1?! zog? Jedenfalls verhinderte das in der schon schwierigen Stellung nicht …d5 und nach sechsmaligem Nehmen ging die Dame wieder zurück nach e1. Im Diagramm wäre am stärksten übrigens die allerdings auch eher computerige Idee 20.bxc5 dxc5 21.Sc4!

 

Jan musste wie gesagt zweimal mit Schwarz gegenhalten, was ihm gegen den Dresdner Jens-Uwe Maiwald schlechter, gegen den Hamburger Julian Kramer besser gelang. Die Partie der Sonntagsrunde brachte Jans Mitfahrer Richtung Hannover nicht nur ob der nötigen Verteidigungshärte ins Schwitzen, sondern auch, weil es zwischendurch so aussah, als könne das enstandene Endspiel die Rückfahrt sehr lange verzögern. Im ganzen Turniersaal liefen zu diesem Zeitpunkt nur noch vier Partien, zwei davon von uns und eine von Nakamura. Zur Belohnung durfte Jan im Anschluss ein paar Kindern noch Autogramme schreiben!

 

Jan
Links: Eine malerische Bauernstruktur und ebenso ein materielles Ungleichgewicht. Leider keines, welches Jan bevorteilt und trotz weiterhin vorhandener Chancen erwies sich am Ende der doppelte h-Bauer als zu stark.
Rechts: Jan hat nach einem schon lange Zeit andauernden Endspiel eine Festung errichtet, in der Weiß nichts Besseres mehr hat als die Türme zu tauschen, was aber schnell Remis ist.

 

Ich hatte die Kehrseite der Farbverteilung erwischt und zweimal Weiß. Am Samstag nutzte ich das so gar nicht, hatte zwar am Ende noch mal eine Chance auf ein remisliches Endspiel, das ich allerdings falsch einschätzte. Am Sonntag hingegen war ich in einer scharfen Partie nah an Zählbarem, an mehreren Stellen wäre sogar das Einbiegen auf die Siegerstraße möglich gewesen. Doch eine recht simple Taktik beendete meine Hoffnungen, so dass ich mit zwei Nullen abreisen musste. 

 

David
Links: Nach 20 Zügen mit einem Bauern weniger stand hier die Entscheidung an, ob die Türme getauscht werden sollten. Nach 36.Td7 Sg5 37.Txh7 Sxh7 sieht Stockfish nur einen kosmetischen Vorteil, doch leider entschied ich mich dagegen.
Rechts: Ich wollte warten, dass Schwarz die Türme tauscht, übersah aber die einfache taktische Drohung (20.Sd3) Lxh5! Der Tausch auf a5 mit anschließendem h6 wäre hier korrekt, danach hat Weiß die besseren Chancen (z.B. droht Sf3 mit Angriff auf h4 und e6).

 

Ein Ergebnis, das auch Felix erzielte, der am Sonntag aussetzte und an den anderen beiden Tagen kurzzügig, aber nach intensivem Verlauf verlor, Uwe Boensch am Freitag immerhin noch ein hübsches Matt gestattete.
Es zeigte sich nicht nur hier, dass die Chancen mitzuhalten vorhanden sind. Diese aber auch zu nutzen, ist eine ganz andere Sache...

 

Felix
Links: Schwarz zieht und gewinnt. Auch mit nur ein paar Minuten sah mein Gegner hier nach zuvor noch etwas nervösem Verwerten des entscheidendem Angriffs ...Txd2, worauf ich ihm das Matt nach Dxd2 Dxf3+ Kg1 Sh3 gönnte
Rechts: Die Stellung ist komplex, aber mir war es nach einer Eröffnungsüberraschung meines Gegners gelungen, ganz passabel herauszukommen. Die entscheidene Frage ist, ob ...Sd4 geht. Wir beide dachten nein, der Rechner sagt Ausgleich. Noch stärker wäre aber ...Sh5! gewesen, was plötzlich auch unangenehm für Weiß werden kann.

 

Am achten Brett war MF Tobi dreimal im Einsatz, da er nach 1,5/4 herausfinden wollte, ob er intakte Normenchancen aus diesem Wochenende herausbringen könnte. Nach einer Niederlage gegen Raj Tischbierek gelangen ihm am Samstag und Sonntag zwei eher ereignisarme Remis gegen Jakob Pajeken und Thies Heinemann, was für ernsthafte Normenchancen aber zu wenig sein dürfte, auch wenn Tobi sein Punktekonto auf starke 2,5/7 schraubte. 

 

Tobias 1
Hier entkorkte Tischbierek 35.Lxg7!, worauf ausschließlich Txg7 noch Chancen bietet, weil Schwarz durch die Ressource Db6 in ein Turmendspiel gelangen kann. Nach Tobis 35…Lg6? und Turmtausch wurden die schwarzen Felder zu schwach.
Tobias
Links: Samstag bot Tobi sicherheitshalber sogar mit einer Mehrdame Remis…
Rechts: …die er Sonntag nicht brauchte, um den Punkt zu teilen.

 

Es steht am Ende ein Sieg aus 24 Partien, aber einer ist besser als keiner! Die Atmosphäre war großartig, selbst wenn der ein oder andere zwischendrin mal etwas weniger glücklich angesichts des eigenen Spieles war.
Nicht lange, dann können wir uns gegen den zu 99.99% feststehenden neuen Meister SC Viernheim (5:3 gegen den Serienmeister Baden-Baden am Samstag) messen, wenn es im Dresdner Schloss erneut an die Bretter geht!

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